16. Januar 2017
Seit es Rock und Metal gibt, steht diese Musikrichtung wie keine andere für Auflehnung und zivilen Ungehorsam. Im Gegensatz zur heile Welt suggerierenden Pop-Landschaft legt Rockmusik – wenn sie ihrem eigenen Anspruch gerecht wird – den berühmten Finger in die Wunde, ignoriert wenn notwendig sogar die political correctness und zeigt vor allem eines: Rückgrat. Die rheinland-pfälzische Formation Unherz hat genau dieses. Auf ihrem neuen Album Das Volk stellt die Leichen (VÖ: 3. Februar 2017) schmiedet die Band ein heißes Konglomerat aus ruppigen Gitarren, peitschenden Drums und eingängigen Melodien, mit Texten, die kein Blatt vor den Mund nehmen. Das Ergebnis ist deutschsprachiger Rock ohne Kompromisse, mal bewusst gesellschaftskritisch und unangepasst, an anderer Stelle aber auch sensibel, einfühlsam und nachdenklich.
„Man spürt, dass wir als Band in den vergangenen fünf Jahren enorm gereift sind, sowohl als Musiker, aber auch als aufmerksame Zeitzeugen einer Epoche, in der vieles im Argen liegt“, erklärt Gitarrist Andy Arnold, aus dessen Feder die 13 Songs auf Das Volk stellt die Leichen stammen. Gemeinsam mit seinen drei Bandkollegen, Sänger/Gitarrist Felix Orschel, Bassist Jochen Wallauer und Schlagzeuger Christian Bogert, hat Arnold ein überaus abwechslungsreiches Rockalbum aufgenommen, das noch konsequenter, engagierter und mutiger als die fünf Vorgängerscheiben klingt. „Wir haben uns einfach getraut, das zu sagen, was uns persönlich auf den Sack geht“, erklärt Arnold und fügt hinzu: „Eine Textzeile wie ´Krieg ist für die Reichen, und das Volk stellt die Leichen` steht stellvertretend für unser generelles Misstrauen gegen vieles, was uns als angeblich objektive Wahrheit verkauft werden soll. Die mediale Verarschung ist scheinbar allgegenwärtig.“
Trotz ihrer unmissverständlichen Wortwahl benennen Unherz auf Das Volk stellt die Leichen die Missstände abseits jedweder Polemik oder bloßer Demagogie. Im bereits erwähnten Titelsong nehmen Unherz eine kompromisslose Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Informationspolitik vor, beleuchten in ´Das graue Grab` die zunehmende Gewalt gegen Kinder oder arbeiten in ´Felix` private Schicksalsschläge eines ihrer Bandmitglieder auf. Im letztgenannten Stück kommt es übrigens zu einem Duett zwischen Frontmann Felix Orschel und Crematory-Mitglied Rolf Munkes, dessen Gesang in diesem Song quasi den Part des Hoffnungsträgers übernommen hat. Als weitere Gäste haben Unherz den Gospelchor Voices ins Studio geholt, um den Hymnencharakter des finalen Songs ´Die Welt in Flammen` zusätzlich zu unterstützen.
In musikalischer Hinsicht muss man bei Unherz nicht lange Ahnenforschung betreiben. Die Band hat ihre Wurzeln eindeutig in den Gründerjahren des klassischen Heavy Metals, wie er ab den späten Achtzigern und frühen Neunzigern seinen Siegeszug rund um die Welt angetreten hat. Da werden Gitarrenriffs wie Salven abgefeuert, sorgen Bass und Schlagzeug für ein solides Fundament, auf dem sich Gesang und Texte ausbreiten können. Gleichzeitig variieren Unherz aber Tempo und Härtegrad: Während Saitenkönner Andy Arnold in ´Das graue Grab` alles zeigt, was er an seinem Instrument kann, mischt die Band in ´Easy Rider` unterschiedliche Stile. Arnold: „Dieser Song mit seiner Mischung aus Rock und Metal sticht wirklich heraus, man könnte ihn gewissermaßen als Hybrid aus Neil Young und Bosshoss bezeichnen, mit Banjo-Solo, rebellischem Biker-Ambiente und lebendiger Road-Movie-Atmosphäre.“
Last but not least: Produziert, gemischt und gemastert wurde Das Volk stellt die Leichen von Stefan Glass im ´Studio 23`. Das eindrucksvolle Cover-Artwork stammt von Unherz-Bassist Jochen Wallauer, der den couragierten Titel perfekt umgesetzt hat. Die Zukunft hat für Unherz also bereits begonnen, besonders wenn direkt am Tag der Albumveröffentlichung die ´Welt in Flammen Tour 2017` startet. Aber Vorsicht: An dieser Band und ihrer neuen Scheibe könnte man sich leicht die Finger verbrennen!
Website / Homepage: